Schon immer waren Menschen fasziniert von Orten, die eigentlich
nicht für sie gemacht sind: die Tiefsee, die höchsten Gipfel der Erde,
die Polregionen. Niemand könnte hier länger überleben. Doch vielleicht
macht genau das einen Teil ihrer Anziehungskraft aus. Genauso
wie ihre irrsinnige Schönheit.
Birgit Lutz verliebte sich 2007 in die Arktis, als sie zum ersten Mal das Meereis sah, das besondere Licht. Und sie erlebte 2013 im grönländischen Inlandeis die bislang schlimmste Nacht ihres Lebens. Als sie in ihrem Zelt durch ein „Pling“-Geräusch aufschreckte, während draußen ein Sturm tobte und die Temperaturen bei 40 Grad unter Null lagen. „Damals war mir sofort klar, dass die Zeltstange gebrochen ist“, erzählt sie. Ohne Zelt wären sie und ihr Team dem Wetter hilflos ausgeliefert gewesen. „In diesem Moment bekam ich Angst – die ganz große Angst, dass jetzt alles vorbei sein könnte.“ Doch zum Glück ging alles gut, das Zelt blieb stehen, und die 560 Kilometer lange Durchquerung Grönlands auf Skiern gelang.
Birgit Lutz verliebte sich 2007 in die Arktis, als sie zum ersten Mal das Meereis sah, das besondere Licht. Und sie erlebte 2013 im grönländischen Inlandeis die bislang schlimmste Nacht ihres Lebens. Als sie in ihrem Zelt durch ein „Pling“-Geräusch aufschreckte, während draußen ein Sturm tobte und die Temperaturen bei 40 Grad unter Null lagen. „Damals war mir sofort klar, dass die Zeltstange gebrochen ist“, erzählt sie. Ohne Zelt wären sie und ihr Team dem Wetter hilflos ausgeliefert gewesen. „In diesem Moment bekam ich Angst – die ganz große Angst, dass jetzt alles vorbei sein könnte.“ Doch zum Glück ging alles gut, das Zelt blieb stehen, und die 560 Kilometer lange Durchquerung Grönlands auf Skiern gelang.
Birgit Lutz ist Abenteurerin, Autorin, Arktis-Expertin. Insgesamt
15-mal erreichte sie den Nordpol; sie durchquerte Grönland,
lebte mehrere Monate lang in Ostgrönland. Sie arbeitet als Expeditionsleiterin,
ist Vortragsrednerin, Mitglied im Explorers Club New
York und engagiert sich für den Schutz der Arktis. Zu Hause ist die
49-Jährige am Schliersee in Oberbayern. Im dicken Wollpulli sitzt
sie an ihrem Schreibtisch, das Bild hinter ihr zeigt eine endlose
Schneelandschaft. Schon im Kindesalter begeisterten sie die Abenteuerbücher
von Polfahrern wie Fridtjof Nansen und Ernest
Shackleton. Als Journalistin erfüllte sich 2007 ein Traum, als Lutz
für eine Recherchereise mit einem Atomeisbrecher zum Nordpol
fahren durfte. „Diese Eiswelt und die Erfahrung, an einem Ort zu
sein, an dem es keine Anzeichen von menschlichem Leben gibt, haben
mich tief beeindruckt“, sagt sie.
Die Fahrt verändert alles. Birgit Lutz spezialisiert sich auf nordische Themen, studiert Circumpolar Studies an der kanadischen University of the Arctic, um mehr über Land, Umwelt, Kultur in arktischen und subarktischen Staaten zu lernen. 2010 nimmt sie an ihrer ersten Nordpol-Expedition teil, 2014 leitet sie erstmals ihre eigene Arktis-Tour. Was macht eine Abenteurerin aus? Sie wird nachdenklich. „Neugier, ein starker Wille, Durchhaltevermögen“, sagt sie dann. Und eine gewisse Lebenslust. Man müsse eben auch die Energie haben für minus 40 Grad. Die Herausforderungen seien extrem, die Kälte dominiere alles. Mit der Kälte kämen die Schmerzen, man müsse leidensbereit sein, erzählt Birgit Lutz. In Grönland zieht jeder Expeditionsteilnehmer einen etwa 80 Kilo schweren Schlitten mit Ausrüstung hinter sich her – bis zu zwölf Stunden am Tag. Die Vorbereitungen dauern zwei Jahre, dazu zählen Planung, Ausrüstungschecks und hartes körperliches Training. Die mentale Herausforderung sei mindestens so groß, sagt sie. „Du bist in einer menschenleeren Umgebung, es gibt keinen warmen Ort. Du musst in der Lage sein, Zuflucht in dir selbst zu finden.“
Die Fahrt verändert alles. Birgit Lutz spezialisiert sich auf nordische Themen, studiert Circumpolar Studies an der kanadischen University of the Arctic, um mehr über Land, Umwelt, Kultur in arktischen und subarktischen Staaten zu lernen. 2010 nimmt sie an ihrer ersten Nordpol-Expedition teil, 2014 leitet sie erstmals ihre eigene Arktis-Tour. Was macht eine Abenteurerin aus? Sie wird nachdenklich. „Neugier, ein starker Wille, Durchhaltevermögen“, sagt sie dann. Und eine gewisse Lebenslust. Man müsse eben auch die Energie haben für minus 40 Grad. Die Herausforderungen seien extrem, die Kälte dominiere alles. Mit der Kälte kämen die Schmerzen, man müsse leidensbereit sein, erzählt Birgit Lutz. In Grönland zieht jeder Expeditionsteilnehmer einen etwa 80 Kilo schweren Schlitten mit Ausrüstung hinter sich her – bis zu zwölf Stunden am Tag. Die Vorbereitungen dauern zwei Jahre, dazu zählen Planung, Ausrüstungschecks und hartes körperliches Training. Die mentale Herausforderung sei mindestens so groß, sagt sie. „Du bist in einer menschenleeren Umgebung, es gibt keinen warmen Ort. Du musst in der Lage sein, Zuflucht in dir selbst zu finden.“
Ihre Erfahrungen hält Birgit Lutz in Büchern und Reportagen
fest. In einem Artikel für das Magazin „Bergsteiger“ beschreibt sie
jenen Augenblick, als auf einer Nordpol-Expedition die Sonne durch
den Nebel bricht: „Wir können nicht fassen, was wir eben gesehen
haben, was wir jetzt sehen, die Presseisrücken, die aufeinandergestapelten
Schollen, die vielen Töne Blau, die Sastrugi – Muster, die
der Wind in den Schnee gegraben hat, Wellen wie an einem sandigen
Strand, Eiskristalle, glitzernd. Dieser Moment allein, er ist es
wert.“ Eis sei wie Feuer, sagt Lutz. Man könnte es ewig anschauen.
Doch der Klimawandel hat besonders die Arktis fest im Griff. Die Temperaturen stiegen hier in den letzten 40 Jahren viermal schneller als im globalen Durchschnitt. Hinzu kommen massive Umweltverschmutzungen. „Mein Entdeckerdrang hat sich gewandelt, hin zu dem Bedürfnis, die Arktis zu bewahren“, sagt Birgit Lutz. Sie startete 2016 ein bis heute sehr erfolgreiches und weltweit viel beachtetes Citizen-Science-Projekt für das Alfred-Wegener- Institut für Polar- und Meeresforschung, bei dem Wissenschaftler und Laien zusammenarbeiten. Dafür sammelt sie gemeinsam mit den Teilnehmern ihrer Touren Daten über die Plastikverschmutzung an den Küsten Spitzbergens. „Man ist richtig geschockt, wenn man 7000 Müllteile auf einer Fläche von einem halben Fußballfeld sammelt. In einer fast menschenleeren Umgebung, nur 1000 Kilometer vom Nordpol entfernt“, so Lutz. Über die Verschmutzungen berichtet sie an Schulen, in Firmen, auf Forschungsschiffen.
Doch der Klimawandel hat besonders die Arktis fest im Griff. Die Temperaturen stiegen hier in den letzten 40 Jahren viermal schneller als im globalen Durchschnitt. Hinzu kommen massive Umweltverschmutzungen. „Mein Entdeckerdrang hat sich gewandelt, hin zu dem Bedürfnis, die Arktis zu bewahren“, sagt Birgit Lutz. Sie startete 2016 ein bis heute sehr erfolgreiches und weltweit viel beachtetes Citizen-Science-Projekt für das Alfred-Wegener- Institut für Polar- und Meeresforschung, bei dem Wissenschaftler und Laien zusammenarbeiten. Dafür sammelt sie gemeinsam mit den Teilnehmern ihrer Touren Daten über die Plastikverschmutzung an den Küsten Spitzbergens. „Man ist richtig geschockt, wenn man 7000 Müllteile auf einer Fläche von einem halben Fußballfeld sammelt. In einer fast menschenleeren Umgebung, nur 1000 Kilometer vom Nordpol entfernt“, so Lutz. Über die Verschmutzungen berichtet sie an Schulen, in Firmen, auf Forschungsschiffen.
In einem ihrer Vorträge geht es auch um Frauen: „Gut, dass
du dabei bist! Dann wissen wir, wer kocht“, heißt er. Worte, die sie
selbst auf ihrer ersten Nordpol-Tour zu hören bekam, als einzige
Frau unter Männern. „Diesen Vortrag hatte ich so nie geplant“, sagt
sie. Doch im Unterschied zu vielen Männern würden Frauen häufig
immer noch zu sehr an sich zweifeln. „Wenn ein Mann in einer
Gruppe langsamer ist, sind die anderen seiner Meinung nach zu
schnell“, erzählt sie und lacht. „Frauen dagegen empfinden sich
schnell als Hindernis und geraten in großen Stress – oft schon vor
der Tour.“ Ihr gehe es aber nicht um Wertung. „Männer können hier
von Frauen ebenso viel lernen wie Frauen von Männern“, sagt sie.
Häufig sei das für alle Beteiligten ein großer Gewinn.
Jedes Jahr reist Birgit Lutz nach Spitzbergen, jedes Jahr sieht es dort anders aus. Wie schnell das Eis verschwindet, schildert sie sehr anschaulich in ihrem Buch „Nachruf auf die Arktis: Noch können wir die Welt retten“ (btb Verlag). Darin lässt sie renommierte Forscher zu Wort kommen, die den Klimawandel auf persönliche Weise erklären und die Situation einordnen. „Die Arbeit an dem Buch war schwer. Manche Wissenschaftler haben während der Gespräche geweint“, erzählt sie. Trotzdem nennt sie es ein Mutmachbuch, denn sie zeigt auch den Ausweg aus der jetzigen Situation auf. Aufgeben sei keine Option. „Ich bin unerschütterliche Optimistin“, sagt sie. „Ich traue den Menschen viel zu und glaube daran, dass wir unsere Welt als Lebensraum bewahren können – genauso wie ich daran geglaubt habe, dass meine Expeditionen gelingen.“
Jedes Jahr reist Birgit Lutz nach Spitzbergen, jedes Jahr sieht es dort anders aus. Wie schnell das Eis verschwindet, schildert sie sehr anschaulich in ihrem Buch „Nachruf auf die Arktis: Noch können wir die Welt retten“ (btb Verlag). Darin lässt sie renommierte Forscher zu Wort kommen, die den Klimawandel auf persönliche Weise erklären und die Situation einordnen. „Die Arbeit an dem Buch war schwer. Manche Wissenschaftler haben während der Gespräche geweint“, erzählt sie. Trotzdem nennt sie es ein Mutmachbuch, denn sie zeigt auch den Ausweg aus der jetzigen Situation auf. Aufgeben sei keine Option. „Ich bin unerschütterliche Optimistin“, sagt sie. „Ich traue den Menschen viel zu und glaube daran, dass wir unsere Welt als Lebensraum bewahren können – genauso wie ich daran geglaubt habe, dass meine Expeditionen gelingen.“
CREDITS
Fotografie: Amelie Niederbuchner, Produktion: Michaela Stout, Styling: Ineska Barić, Hair & Make-up: Jasmin Endres/Shine
Fotografie: Amelie Niederbuchner, Produktion: Michaela Stout, Styling: Ineska Barić, Hair & Make-up: Jasmin Endres/Shine