Surfen fasziniert viele Menschen und sieht oft sehr cool aus. Wie fühlt es sich für Sie an, auf einer Welle zu reiten?
Das ist ein Mix: Da ist zum einen ein Gefühl von Freiheit; man denkt, man würde fliegen. Kraftvolle Manöver wechseln sich ab mit einer Art Schwerelosigkeit. Man ist im Flow, so wie andere das beim Tiefschneefahren mit Ski oder Snowboard erleben. Dazu kommt Adrenalin bei größeren Wellen. Surfen macht absolut süchtig.


Von der Anfängerin bis zur nationalen Spitze in Deutschland brauchten Sie nur fünf Jahre. Wie haben Sie das geschafft?
Neben der Begeisterung für den Sport auch durch sehr viel Arbeit. Begonnen habe ich mit einem Vier-Tage-Kurs während eines Auslandssemesters in Australien. Daran schloss sich direkt der nächste Kurs an, danach jobbte ich in der Surfschule, um jeden Tag am Wasser sein zu können. Ich bin ehrgeizig und kann unglaublich stur sein. Das ist wichtig, denn beim Surfen kommt viel Frustration auf. Man muss es immer wieder probieren. Ich habe viel mit Coaches gearbeitet, bin aber auch Autodidaktin: Ich sah mir Videos an, verglich immer wieder, analysierte und übte. Und gleich im ersten Jahr ging es zur Deutschen Meisterschaft. Ich bin als Helferin hingefahren und habe mich spontan angemeldet. Ich mag Wettkämpfe, liebe es, auf etwas hinzutrainieren und eine Performance abzuliefern.


Sie sind 2019 zum Rapid Surfing gewechselt, dem Surfen auf einer stehenden Welle. Wie kam es dazu?
Auf Dauer ist es schwierig, mit Surferinnen mitzuhalten, die im Ausland am Meer leben und für Deutschland starten. Als ich zu einem Rapid-Wettkampf eingeladen wurde, stand ich direkt auf dem Treppchen. Also habe ich mich darauf fokussiert. Für mich und meine Sponsoren ist das perfekt: Ich kann in Deutschland trainieren, die Wettkämpfe sind näher, und als Zuschauer sieht man mehr Action.


Wie sehen Ihre Pläne für dieses Jahr aus?
Ich bereite mich derzeit auf Wettkämpfe vor und möchte den Launch meiner Surfboardmarke vorantreiben. Daneben kümmere ich mich um Projekte in der Nachwuchsförderung.


Was sagen Sie Menschen, die einen Traum haben?
Macht es, es ist nie zu spät! Ich hatte Phasen, in denen ich mich auf den Sport reduziert fühlte und alles infrage stellte. Ich hatte ja studiert und wollte das auch einbringen. Inzwischen bin ich stolz, als eine der wenigen Surferinnen weltweit von diesem Sport leben zu können.
CREDITS
Fotografie: Debora Mittelstaedt, Styling: Ineska Barić, Location: Wellenwerk Berlin, Interview: Katrin Rave